Was ist ein OOC?
Ein OOC ist eine Hintergrundaktion, die vom Charakter ausgeführt wird, aber nicht von euch als Charakter dargestellt wird. Es handelt sich dabei um „Out Of Character“ (OOC) Momente – d.h. der Text ist nicht wie bei einem ordentlichen Spiel von einem Erzähler kommentiert, es wird nicht jede Handlung haarklein beschrieben. Die ‚Chronik‘ zoomt sozusagen heraus und gibt euch die Möglichkeit, unabhängig von anderen Spielern über längeren Zeitraum mit dem Hintergrund zu interagieren.
Klingt komplizierter, als es ist: Euer Charakter braucht Geld, also schreibt ihr in eurem Hintergrundforum, wie euer Charakter das anstellen will.
Wichtig dabei sind hauptsächlich drei Merkmale:
– Es ist kein atmosphärischer Text
– Es ist kurz, klar, konsistent
– Es operiert schrittweise
Die Gründe dafür sollten offensichtlich sein. Genua operiert sehr, sehr schnell mit dem Hintergrund. Tatsächlich sind die sogenannten OOCs mit Abstand der größte Aufwand, zeitlich gesehen. Je mehr die SL nachschlagen muss, je länger sie liest und je komplizierter und umfassender, mehrschrittiger der Text ausfällt, desto zeitraubender wird diese Arbeit.
Werden pro OOC auch nur zwei Minuten länger gebraucht, ist das an einem Abend locker eine Stunde; Bei fünf Minuten Mehraufwand gut und gerne insgesamt drei Stunden. Wenn die SL sich durch atmosphärische Texte wühlen muss, wer jetzt wem was sagt und wo genau das stattfinden soll, wenn im ersten OOC bereits Informationssuche, erster, zweiter und dritter Versuch der Handlung aufgelistet sind, wenn ihr unbestätigte Annahmen über den Hintergrund macht – dann braucht das mehr Bearbeitungszeit. Und mehr Zeitaufwand bedeutet: die SL wird so gegen 23 oder 24 Uhr grantig und dann passieren schlimme Dinge. 😉
Wie funktioniert das?
Ein ideales OOC hält sich an diese, oben genannten, formalen Vorschriften. Vor allem an die Kürze.
Inhaltlich habt ihr eine große Bandbreite an Möglichkeiten, um aktiv zu werden. Die lernt ihr alle früher oder später, eine gewisse Eingewöhnung ist völlig normal. Idealerweise lasst ihr euch nicht entmutigen und macht einfach weiter, auch mit wenig Aktivität im OOC. Wer einmal die Woche ein OOC fabriziert, fährt damit meiner Erfahrung nach besser, als Einer, der einmal im Monat zwölf Stück schreibt und nach vier Wochen sich wieder völlig einarbeiten muss.
Die Konkreta, wie man das jetzt anfässt, sind aber immer etwas schwammig, deshalb folgt hier ein Praxis-Beispiel:
Stellt euch vor, ihr bräuchtet Geld. Euer Vampir, Mario, ist bitterarm nach Genua gekommen, aber er will mit dem Geld ein Haus kaufen.
Ihr habt, natürlicherweise, keine Kontakte, keinen Einfluß, keinen Mentoren. Eigentlich habt ihr nur einen Namen, den euch der freundliche Signor Snöbli gegeben hat: Luigi Rossi, der soll stinkreich sein.
Also eröffnet ihr einen Thread in eurem Hintergrundforum und gebt ihm einen passenden Namen. Zum Beispiel: „Stehlen bei den Rossi“.
Dort erklärt ihr kurz und bündig, was der Plan ist:
„Mario braucht Geld und auch wenn er Snöbli nicht mag, schadet es nicht, den Luigi Rossi mal anzugucken.“
Dann überlegt ihr, wie ihr das macht. Natürlich wisst ihr, wo der wohnt, aber ihr traut Snöbli nicht und außerdem steigt man beim reichsten Mann der Stadt nicht einfach ein. Soll euer Ghul mal spähen.
Unter diese Planung (selber Beitrag bitte) kommt also eure erste Aktion, um nicht ins kalte Wasser zu springen:
„Mario schickt seinen Ghul, Sesto, los in die Stadt. Er soll in den nächsten Wochen abends in den Kneipen in der Nähe vom Haus der Rossi rumhängen. Dort soll er ein bisschen Geld in die Hand nehmen und ganz charmant sein (euer Ghul ist zum Glück eine hübsche Hure) und versuchen, mehr über den Rossi rauszufinden. Ist der wirklich reich? Hat seine Familie was zu sagen? Womit verdient der so sein Geld und gibt es Gerüchte über den?“
Bei Aktionen ist dieser eine Satz euer neuer Götze:
Wann tut welcher eurer Charaktere was, aus welchen Gründen, wo und wie.
Die sechs W-Fragen des Journalismus. Sprecht mir nach: Wann, wer, was, wieso, wo und wie.
Das muss nicht auf den Tag oder die Stunde genau sein, aber wenn ihr mir nur schreibt „Mario sucht nach einem Auftragskiller“, dann stellt Mario sich mittags auf den Marktplatz und brüllt das in die Welt hinaus. Wenn er nach „Informationen über den Rossi“ sucht, stellt er sich auf den Marktplatz und fragt Passanten. Der gesunde Menschenverstand ist euer Feind.
Danach kommt dann eine Antwort von der SL. Etwas wie:
„Also Luigi Rossi ist wirklich einer der reichsten Männer der Stadt. Manche behaupten der reichste, manche halten einen gewissen Sergio Snöbli, den Patrizier der Familie Snöbli, für reicher. Die beiden liegen sich wegen dieser Sache schon länger in den Haaren, heißt es, und übertrumpfen sich mit lächerlichen Geldspenden an die lokale Kirche.
Gerüchte gibt es viele, von abenteuerlich bis frei erfunden. Manche behaupten Snöbli würde den Teufel anbeten, andere halten ihn für einen Gnostiker. Ein Seemann schwört, er hätte ihn einmal auf einem Besen durch die Nacht fliegen sehen und ein Anderer hält ihn für – bei Gott – den aufrichtigsten Gottesmann, der ihm je untergekommen ist; hat seine Läuse vertrieben und die Frau von Lepra geheilt.
Was sich bestätigen lässt ist, dass es vor einigen Jahren einen größeren Streit zwischen den Familien gab bei einem gemeinsamen Abendessen. Fäuste flogen, die Rossi wurden unsanft aus der Villa geworfen und seitdem ist man sich spinnefeind.“
Mit diesen neuen Informationen arbeitet ihr dann weiter und immer weiter fort, bis es zu einem Ergebnis kommt. Manchmal kann das dauern, manchmal geht das auch sehr schnell. Wenn ihr der Signor Snöbli seid und ein Schaf kaufen und dem örtlichen Gangrel schenken wollt, dann gibt es da nicht viel abzusegnen von meiner Seite aus – gemacht wird es aber trotzdem. 🙂
Die Schritte sind also relativ einfach:
– Artikulation eines Vorhabens
– Abtasten des Spielfeldes
– Zergliederung eines komplizierten Vorhabens in einfache Teilaktionen
– Durchführung einer Teilaktion
– Anpassung an das Ergebnis
– Wiederholung von neuen Teilaktionen zum Erfolg (oder Tod)
Und dabei immer die drei Merkmale eines OOCs im Kopf behalten:
– Keine Atmosphäre
– Kurz, klar, konsistent
– Schrittweise
Natürlich, wenn die Aktionen durch sind, dürft ihr gerne Ambientetexte (sogenannte Fluffs) dazu schreiben, damit sich alle an euren Aktionen erfreuen können.