Ravecca ist wie die schöne Tochter in der Familie der Sestieri von Genua. Zeit und Schicksal haben sie geprügelt, doch von der Schönheit von einst blieb immer etwas erhalten. Einst war Ravecca eine Gegend mit Apfelhainen und Kräutergärten, doch mittlerweile ist es fest innerhalb der Mauern. Der Andreahügel, Colle di Sant’Andrea, verleiht der Gestalt Raveccas eine sanfte Rundung, auch wenn er mittlerweile dicht bebaut ist und nur hier und dort noch ein paar alte Obst- oder Olivenbäume stehen und an die süßen Düfte von einst erinnern.
Die Menschen hier sind ein wenig reicher, können manchmal sogar einen Sinn fürs Schöne pflegen. Musik klingt aus den Trinkhäusern und Tavernen, hier gibt es viele Gasthäuser und Unterkünfte für Pilger und Reise.
Das Rathaus Genuas liegt genau im Dreieck zwischen Mascharana, Ravecca und Clavicula. Wenngleich es auch fest auf Mascharaner Grund steht, pflegt man in Ravecca doch einen gewissen Stolz auf die Nähe dazu.
Die edle und reiche Familie der Arduinci hat ihren Stammsitz im Südwesten Raveccas, wo dieses an Mascharana grenzt, doch in diesem Fall fest auf Raveccas Grund! Das sind protzige Gebäude, die sich aber im Süden und Südosten Raveccas gut einpassen, denn hier gibt es einige Villen und kleinen Palazzos, Geschlechtertürme und Zierbauten.
Doch auf der Mascharana abgekehrten Seite, gen Clavicula und Broglio, sind die Gassen enger, die Häuser schäbiger, die Menschen ärmer und hungriger. Hier sind die Gasthäuser eher Spelunken und die Geschäfte dubioser. Doch Ravecca, die schöne Tochter, hat ein gütiges Herz und so gibt es hier auch ein Waisenhaus – das erste in Italien! – und ein Haus für die Ärmsten der Armen.
Überall in Ravecca, aber im Nordwesten und Norden wohl am meisten, tummeln sich die Bettler und Diebe, getrieben durch Armut und Not, Gier und Verzweiflung mit Blick auf die reicheren Häuser im Süden, die Reisenden und Pilger.
Mit dem Bau der neuen Mauern hat sich Ravecca großzügig nach Nordosten verlängert. Einige der reicheren Familien haben die alte Erinnerung der Apfelhaine und Kräutergärten wohl wieder aufzunehmen versucht und so entstehen einige hübsche Villen mir Gärten und kleinen Höfen, ebenso wie neue Tavernen und Gasthöfe. Das sorgt für Gift und Streitereien, denn die altverwurzelten Trink- und Gasthäuser mehr im Inneren der Stadt fürchten, dass ihnen so Kundschaft und Gewinne abgegraben werden.
Auf der Linie der alten Mauer, deren Steine für Bauarbeiten an der neuen Mauer abgetragen oder kurzerhand für ganz andere Bauten gestohlen wurden, entstand eine neue und aufgrund des festen Fundaments sehr solide Straße, die kurzerhand die ‘Via del Muro’ genannt wird und sich in einem leichten Bogen der alten Mauer einmal quer von Süd nach Norden gen Broglio zieht. Hier haben sich ein paar kleine Werkstätten von Künstlern und Stände von Händlern für Kleinigkeiten an die Reisenden angesiedelt, die Reiseverpflegung, aber auch Glücksbringer und Heiligensegen für alle anbieten, die sich auf den gefährlichen Weg durchs Land machen wollen.
Gar nicht so weit von dieser neuen Via del Muro entfernt liegen in Ravecca auch die Belagerungswerkstätten der Brambilla. In einem Verbund aus Schmieden und Werkstätten wird dort das schwere Kriegsgerät für die genuesische Flotte gefertigt.
Gotteshäuser:
San Donatius/Donato – ob die Kirche nun in Broglio oder in Ravecca steht, darüber streiten sich die Bewohner von Zeit zu Zeit. Zur Zeit erhebt Ravecca diesen Anspruch für sich.
Kainitische Besonderheit:
In Ravecca steht das alte Elysium von San Donato. Die Aufmerksamkeit darauf ist ein wenig verblasst, doch ein Echo der alten Tage haftet dem vermeintlichen Gotteshaus und seinem langen Schatten noch an.
Auch das neue Elysium, der Giardino della Rosa silenziosa, verbirgt sich unter der Obhut des Hüters der Elysien in Ravecca.
