Die San Donato Kirche erhob ihr stolzes Haupt an dem Punkt, an dem die besten der räudigen Ecken Claviculas, die lieblich nach Mist duftenden Hühnerhöfe Broglios und die Gassen des emsigen Raveccas aufeinander trafen. Von zwei Seiten von einem Platz eingerahmt konnte man ohne Probleme das Seitenschiff, den kunstvoll verzierten Turm und das schlichte Eingangsportal bewundern, auch wenn ihr äußeres Erscheinungsbild, schon einiges an Jahren gesehen hatte.
Grauer Stein war zu einer Mauer aufgetürmt worden und die Fenster zierte keinesfalls das bunte Glas, welches man hier erwarten mochte. Stattdessen waren die schmalen Öffnungen lediglich mit Wachspapier verschlossen. Allerdings hatte wohl jemand ein Hauch von Heimeligkeit und Pracht erzeugen wollen und so brannte zu jeder Tages- und Nachtzeit in jedem Fenster eine Kerze, so dass diese stets von goldenem Licht erfüllt waren.
Betrat man das Innere der Kirche so fand man sich in einem beinah enttäuschend schlichten Bau wieder. Der Boden war mit Granit ausgelegt worden, der zwar sauber gescheuert, aber vollkommen schmucklos war. Die Säulen, die das Hauptschiff trugen, waren von schlichter Beschaffenheit und nur wenige Verzierungen waren an ihren Kapitellen zu entdecken. Die Wände waren immerhin verputzt und in den Nischen der Kirche fanden sich edle Stoffe und Pflanzen, sowie Laternen mit buntem Glas, die die Kirche einladender und weniger leer wirken zu ließen. Mehrere Holzbänke standen in ordentlichen Reihen bis kurz vor dem Altar.
Der Altarraum selbst war ein wenig prachtvoller als die Kirche selbst. So bestand zumindest der Altar selbst aus Marmor, auch wenn der Rest nur wenig Gold und Prunk aufzuweisen hatte. Allerdings waren die hölzernen Heiligendarstellungen von solider Handwerkskunst und ordentlich gearbeitet. Zwei Heiligenstatuen standen jeweils links und rechts an den Wänden. Neben ihnen befanden sich tagsüber je eine unbeschriebene Tafel aus grauem Schiefer.
An jedem Montag und Dienstag der Woche öffnete die die Hüterin die Kirche San Donato als Elysium. Sie selbst war zu jenen Zeiten stets anwesend und saß in einer kleinen Ecke im hinteren Teil des Altarraums an ihrem Tisch, an dem sie zu arbeiten schien, so lange keine Gäste das Elysium betraten. So begrüßte die Hüterin auch jeden, der in den Nächten das Elysium betrat persönlich.
Mit der Öffnung des Elysiums wurden ein Brett im Altarraum in der Nähe des Tisches der Hüterin angebracht, an welchem die kainitischen Aushänge angebracht waren. Auch die Schiefertafeln im Altarraum wurden ersetzt. Dort waren nun in lateinischer Sprache die Gebote Kains und die Regeln dieses Ortes zu lesen. So waren sie nicht sofort für jeden sichtbar, sollten sich doch einmal Sterbliche des Nachts hierher verirren.